Das gemeinsam erarbeitete Beispiel für eine zweigliedrige Erörterung nach dem Sanduhrprinzip findet ihr hier:
Mustererörterung: FSJ
Wer 16 Jahre alt ist und die Vollzeitschulpflicht erfüllt hat, der kann nach der Schulzeit ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr ableisten. Diese Dienste sind ehrenamtlich. Man engagiert sich für die Umwelt oder hilfsbedürftige Menschen.
Aber welche Erfahrungen machen die Jugendlichen, wenn sie also z.B. Kröten über die Landstraße helfen oder mit alten Leuten spazieren gehen? Bringt sie der Freiwilligendienst persönlich oder beruflich voran? Auch für mich stellt sich die Frage, ob man nach der Schule gleich mit der Berufsausbildung beginnen sollte oder ob man erst ein FSJ oder FÖJ ableisten sollte.
Sicherlich spricht einiges dagegen, dass Jugendliche ein Freiwilliges Soziales Jahr machen.
Das wichtigste Argument dabei ist wohl, dass, wenn man schon eine Ausbildungsstelle in Aussicht hat, man diese unter Umständen verlieren könnte, wenn man sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entscheidet.
Denn man weiß ja nie, ob sich die Chance auf einen guten Ausbildungsplatz so schnell erneut ergibt. Betriebe werden nicht ein Jahr lang warten, bis man sein FSJ abgeschlossen hat.
Das bestätigt auch das folgende Beispiel meines Bruders, der direkt im Anschluss an seine Schulzeit ein Angebot für eine Ausbildungsstelle bekommen hat. Hätte er diese nicht sofort angetreten, hätte er diese Chance vertan und sich erneut auf die Suche machen müssen.
Ein weiteres Argument gegen das FSJ ist der hohe Zeitaufwand, den man aufbringen muss.
Wenn man sich für das FSJ entscheidet, gibt man die Flexibilität in seiner Freizeitgestaltung auf. Man ist an feste Arbeitszeiten gebunden und kann sich nicht mehr einfach und spontan mit Freunden treffen. Außerdem verliert man ein Jahr auf dem Weg in die Berufswelt. Schiebt man ein FSJ zwischen Schule und Ausbildung ist man ein ganzes Jahr später mit der Ausbildung fertig, als Schüler, die auf den Freiwilligendienst verzichten.
Mein Bruder zum Beispiel hat wie gesagt direkt nach der Schule eine Ausbildung begonnen und ist bald fertig. Sein bester Freund hingegen hat sich für das FSJ entschieden und wird erst viel später ins Berufsleben starten und Geld verdienen können.
Außerdem sollte man nicht vergessen, dass nicht jeder für eine soziale Tätigkeit geeignet ist.
Da viele Menschen sich nicht für soziale Berufe, sondern zum Beispiel gerade Jungs eher für technische Berufe interessieren, käme für sie ein Freiwilliges Soziales Jahr gar nicht erst in Frage.
Nachdem mein Cousin ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung absolviert hatte, erkannte er, dass er für soziale Berufe ungeeignet ist. Er würde sich jetzt also nicht an etwas Sozialem – wie dem FSJ – aufhalten.
Jedoch gibt es auf der anderen Seite viele gute Gründe, die für die Entscheidung für ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr sprechen.
So darf nicht unerwähnt bleiben, dass man sein FSJ auch im Ausland ableisten und hier Erfahrungen sammeln kann.
Viele Jugendliche wünschen es sich, vor dem Einstieg ins Berufsleben einige Zeit im Ausland zu verbringen, um beispielsweise Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen oder fremde Kulturen kennenzulernen. Das FSJ bietet hier eine gute und günstige Gelegenheit, diesen Traum wahr werden zu lassen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist meine Freundin Tina, die in der Schule sehr gut in Englisch ist. Sie möchte diese Kenntnisse in einem FSJ nach der Schule gerne weiter anwenden und erweitern. Da sie hier sogar Geld verdient und gefördert wird, ist dies eine gute Gelegenheit für sie.
Als Argument wichtig finde ich auch, dass man im FSJ an sozialer Kompetenz und Lebenserfahrung gewinnt.
Im FSJ wird man Dinge sehen, denen man sonst eher nicht begegnet. Wenn man beispielsweise mit sozial benachteiligten oder behinderten Personen arbeitet, lernt man mit ihnen umzugehen. Hierdurch sammelt man wichtige Erfahrungen und steigert natürlich seine soziale Kompetenz, wie das folgende Beispiel zeigt:
Mein Onkel Ralf hat ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Hilfswerk der Caritas abgeleistet. Vorher hatte er Probleme damit, mit benachteiligten Personen umzugehen, nun ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Das wichtigste Argument aber ist für mich der Aspekt der Berufsvorbereitung. Durch ein FSJ kann man sich später besser beruflich orientieren.
Wenn man nach der Schule noch keine genaue Vorstellung davon hat, was man beruflich machen möchte, bietet das FSJ einen guten Einblick in soziale Berufe. Außerdem gewinnt man Zeit für die Berufswahl, die man nicht sinnlos vergeudet, sondern in der man schon wichtige Kompetenzen sammelt. Dazu kommt, dass man schon Verbindungen in die Berufswelt schafft, da man Personen kennenlernt, die einem den Einstieg in diese nachher erleichtern können. Zudem macht sich ein FSJ im Lebenslauf natürlich auch gut.
Dies lässt sich auch eindrucksvoll mit folgenden Beispielen belegen: Meine Mutter absolvierte ein FSJ in einem Krankenhaus. Dort fiel sie durch ihre gute Arbeit auf und konnte so direkt einen Ausbildungsplatz erlangen. Weiterhin konnte ich in einem Interview mit einer Personalchefin erfahren, dass viele Firmen bevorzugt Auszubildende einstellen, die vorher ein FSJ abgeleistet haben, da sie schon viele wichtige Kompetenzen mitbringen.
Nachdem ich nun Pro und Contra ausführlich abgewägt habe, überwiegen für mich ganz klar die Pro-Argumente. Natürlich sollte man, wenn man schon einen Ausbildungsplatz in Aussicht hat, diesen auch antreten, im FSJ aber kann man noch viel für das Berufsleben lernen und wichtige Kompetenzen sammeln. Diese bringen nicht nur einen selbst weiter, sondern die ganze Gesellschaft profitiert vom Einsatz des Einzelnen im FSJ.
Deshalb sollte jeder, der die Möglichkeit hat, ein FSJ in Erwägung ziehen, um etwas Wichtiges für sich und die Allgemeinheit zu tun.